Laokoon
Laokoon
Oder, Ueber die Grenzen der Malerei und Poesie
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t stoischer als den Philoktet und Herkules, wird geschildert
haben. Alles Stoische ist untheatralisch; und unser Mitleiden ist
allezeit dem Leiden gleichmäßig, welches der interessierende
Gegenstand äußert. Sieht man ihn sein Elend mit großer Seele
ertragen, so wird diese große Seele zwar unsere Bewunderung erwecken,
aber die Bewunderung ist ein kalter Affekt, dessen untätiges Staunen
jede andere wärmere Leidenschaft, sowie jede andere deutliche
Vorstellung ausschließet.
Und nunmehr komme ich zu meiner Folgerung. Wenn es wahr ist, daß das Schreien bei Empfindung körperlichen Schmerzes, besonders nach der alten griechischen Denkungsart, gar wohl mit einer großen Seele bestehen kann: so kann der Ausdruck einer solchen Seele die Ursache nicht sein, warum demohngeachtet der Künstler in seinem Marmor dieses Schreien nicht nachahmen wollen; sondern es muß einen andern Grund haben, warum er hier von seinem Nebenbuhler, dem Dichter, abgehet, der dieses Geschrei mit bestem Vorsatze ausdrücket.
II.Es se
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